Early-Excellence-Ansatz (EEC)
Der EEC-Ansatz ergänzt die Pädagogik des Reggio-Ansatzes und stellt mit seinen klaren Strategien eine praktische Ergänzung dar.
Wichtige Leitsätze im EEC sind
1. Jedes Kind ist einzigartig und verdient eine exzellente Förderung
2. Eltern sind Experten ihres Kindes
In der Umsetzung besonders erster, o.g. Haltung unterscheidet sich der Ansatz des EEC deutlich von der herkömmlichen Praxis.
Herkömmlicherweise wird in der Beurteilung von Handlungen/ Entwicklung/ Können etc. defizitär auf das Kind gesehen. Aufgezeigt wird hierbei, was das Kind nicht kann. Worin es besonderen Förderbedarf hat.
Nicht so im EEC. Hier wird betont, was das Kind gut kann.
Der Blick auf das Kind ist positiv (siehe auch Reggio, Der Blick auf das Kind)
Doch ist das nicht eine recht „blauäugige“ Betrachtungsweise? Müssen wir nicht dafür sorgen, dass wir das Kind besonders in dem fördern, was es nicht kann? Wie soll es denn lernen und erfolgreich sein Leben meistern, wenn es seine Schwachstellen nicht kennt?
Die Überlegungen die hinter dem Denken im EEC steht sind diese:
Jeder Mensch kann irgendetwas besonders gut, ist darin also exzellent.
Damit ist nicht gemeint, dass die Ergebnisse seines Tuns/Könnens im Vergleich zum Tun/Können Anderer in besonderer Weise besser ist.
Vielmehr ist gemeint, dass der Mensch irgendetwas, z.B. Geschichten erzählen besonders gut kann. Was können Sie besonders gut?
Die Überlegung ist folgende:
Wenn ein Kind in dem, was es besonders gut kann eine besondere Unterstützung/ Aufmerksamkeit erfährt, dann wird es dieses Können sozusagen zur „Meisterschaft“ vervollkommnen. Es erfährt sich als kompetent. Dies führt zu einer eigenen positiven Wahrnehmung – das Selbstbewusstsein und der Selbstwert erfährt eine Stärkung/ Bestätigung.
Mit einem „starken Rücken“ geht man aufrecht.
Der Blick hebt sich. Man sieht Möglichkeiten.
Die Herausforderungen des Lernens werden begrüßt.
Wenn ein Kind in einem Bereich, z.B. Bausteine stapeln „exzellent“ ist, dann wird es sich viel eher auch weniger gekonnten Bereichen, z.B. puzzeln zuwenden, da ein eventuelles Scheitern ja nur ein Scheitern beim puzzeln bedeutet und sein Exzellent-Sein im anderen Bereich -hier Bausteine stapeln- keinesfalls in Frage steht.
So wird Scheitern nicht zum Maßstab von persönlicher Kompetenz. Es ist dadurch viel Wahrscheinlicher, dass das Kind gewillt ist, sich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal der Aufgabe puzzeln zuzuwenden. Wir lernen vor allem an den Hürden die wir überwinden, wozu wir in der Lage sind und wo unsere Grenzen sind. Grenzen positiv zu bejahen macht uns stark.
Zertifikatszeichen:
Was benötigen wir, um diese positive Haltung umzusetzen?
Das Handwerkzeug finden wir im Schlüsselkonzept des EEC
Das Schlüsselkonzept im EEC beinhaltet
– den Ethischer Code
– die Pädagogischen Strategien
– Engagiertheit und Wohlbefinden
– Schemata
Er beschreibt folgende Regeln im Umgang miteinander:
- allen Beteiligten wird mit einer positiven Grundhaltung begegnet
- Informationen und Daten sind für alle verständlich zu kommunizieren
- der Schwerpunkt wird auf Fragen gelegt, die die Beteiligten selbst stellen
- Vertrauen wird gezeigt und Antworten werden ernst genommen
Mit der Verfolgung dieser Regeln streben wir an, den gepflegten Umgang zwischen Erwachsenen und Kindern, Kita und Elternhaus positiv zu gestalten.
Diese Strategien erklären, wie wir dem Kind mit einer positiven Grundhaltung begegnen.
Nämlich durch:
- Sanfte Intervention, warten und beobachten in respektvoller Distanz
- Kontextsentität: Kenntnis der Lebenszusammenhänge des Kindes und an früheren
- Erlebnissen und Erfahrungen des Kindes anknüpfen
- Zuwendung durch körperlicher Nähe, Mimik und Gestik
- Das Kind ermutigen, selbst zu wählen und zu entscheiden
- Das Kind unterstützen, angemessene Risiken einzugehen
- Das Kind ermutigen, etwas zu tun, was dem Erwachsenen im Ablauf vielleicht
- selbst unklar ist und das Kind trotzdem dabei begleiten
- Wissen, dass Haltung und Einstellung des Erwachsenen das Kind beeinflussen
- der Erwachsene zeigt, dass er und das Kind im Lernen Partner sind.
(Arnold & Whally 1997)
Emotionales Wohlbefinden und Engagiertheit des Kindes gelten als Signale für gute Lernsituationen.
Emotionales Wohlbefinden ist die Grundlage, auf der die Entwicklung des Kindes aufbaut, wenn das Kind optimal mit seiner Umwelt in Kontakt ist.
Engagiertheit ist ein besonderer Ausdruck der Aktivität des Kindes und zeigt sich in Konzentration und Ausdauer.
Wir als BegleiterInnen der Kinder sind dazu aufgerufen, die Voraussetzungen zu schaffen und zu erhalten, die Wohlbefinden und Engagiertheit möglich machen. (siehe auch Reggiopädagogik) Um dies zu erreichen überprüfen wir laufend unserer Handeln und bilden uns regelmässig zu diesem wie auch anderen Themen fort. (siehe auch Qualitätssicherung -Fortbildung)
Ebenso gehört auch der rege und stete Austausch mit den Eltern dazu, Wohlbefinden und Engagiertheit beim Kind zu unterstützen und ggf. schaffen zu können.
Die Eltern sind die Experten ihres Kindes.
Erst die Kenntnis über die gegenwärtigen Erfahrungen des Kindes im familiären Umfeld ergänzen das aktuelle Bild, das wir uns vom Kind in der Einrichtung machen können und bilden somit die Grundlage, eine förderliche Umgebung für das Kind zu schaffen.
Schemata sind Handlungsmuster die Kinder zeigen, wenn sie die Welt entdecken und versuchen herauszufinden wie die Dinge funktionieren und welche Wirkung sie damit erzielen können.
Diese, sich wiederholenden Aktionen führen zu Kategorisierungen, logischen Klassifikationen und unterstützen spätere Handlungskonzepte der Kinder.
Das Kind eignet sich die Welt an.
Vielfältige Angebote, unterschiedliche Materialien und herausfordernde Aktivitäten unterstützen diese Aneignungsprozesse.
Die Schematheorie eröffnet die Möglichkeit, das Verhalten des Kindes zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren.
Begleitende Sprache der pädagogischen Fachkräfte zur Tätigkeit des Kindes gibt den Kindern neue Worte und eröffnet und vertieft Sinnzusammenhänge.
Über die Schematheorie können Eltern in die Aneignungsprozesse ihrer Kinder gut einbezogen werden.
Die aufgezeigten Schlüsselkonzepte, wie auch Bildungsgeschichten sind Bestandteil unseres Beobachtungsverfahrens. Jeweils drei BegleiterInnen aus unterschiedlichen Gruppen beobachten ein Kind zu unterschiedlichen Zeiten. Daraus ergibt sich ein differenzierterer und unvoreingenommener Blick aufs Kind. Gemeinsam werten die BegleiterInnen ihre Beobachtungen aus. Die BegleiterIn aus der Gruppe des beobachteten Kindes erstellt auf den Beobachtungsergebnisssen basierend ein auf das Kind ausgerichtetes, besonderes Angebot und dokumentiert dies für die Eltern. Im späteren Elterngespräch können sich Eltern und BegleiterIn über diese Dokumentation austauschen und die aktuelle Entwicklung besprechen. Wir beobachten mit einem positiven Blick auf das Kind.
Dabei blicken wir nicht durch eine „rosa-rote Brille“. Kein Mensch ist perfekt.
Wir wollen mit unserem positiven Blick auf das Kind zeigen, wo seine Stärken liegen, um ihm, ganz im Sinne EEC den Rücken zu stärken und damit die Voraussetzung schaffen, das beherzt anzugehen, was noch gelernt werden will.