Reggiopädagogik

Eine der Grundlagen der pädagogischen Arbeit bei MINIMUKI ist der Ansatz der Reggio-Pädagogik.

Sie beschäftigt sich vor allem mit folgende Aspekten:
– das Bild vom Kind,
– die Vorstellung von Entwicklung und Lernen,
– die Bedeutung von Licht, Schatten und Farben
– Identität – Selbstbild – Fremdbild,
– Spiel und Projekt,
– die Rolle der Erzieher/In, sowie
– der Raum als „dritter Erzieher“

Die Reggio-Pädagogik hat ein positives Bild vom Kind. Es wird als Wesen verstanden, das sich aktiv mit der gegenständlichen und sozialen Welt, mit seiner eigenen Person, seinem Körper, seinen Gefühlen und seinen Bedürfnissen auseinander setzt. Das Kind wird als Konstrukteur seiner Entwicklung und seines Wissens betrachtet. Die Pädagogik formuliert ein Recht der Kinder auf Entwicklung ihrer individuellen Fähigkeiten, der Weiterentwicklung ihrer sozialen Kompetenz und das Recht, von anderen Affektivität und Vertrauen zu empfangen.

 

Neben der Förderung der individuellen Unverwechselbarkeit steht die Unterstützung der sozialen Vernetzung des Kindes, die sich in gemeinsamen Handlungen und emotionalen Beziehungen ausdrückt.

Zum Anderen wird es als Wesen gesehen, das nicht in sich ruht, sondern sich stetig weiterentwickelt. Dafür braucht es das Vertrauen und die Zuneigung von Erwachsenen, die ihm Sicherheit, Geborgenheit, Rückmeldung und Handlungsanstöße, aber auch Freiräume geben. Es braucht zusätzlich sowohl etwa gleichaltrige Partner, mit denen es gemeinsame Erfahrungen aller Art sammeln kann, als auch Gegenstände, die ihm helfen, die Welt in seiner Fülle zu verstehen und Materialien, die es für den Ausdruck der eigenen Person oder für zwischenmenschliche Kommunikation nutzen kann.

Es gibt in der Reggio-Pädagogik kein eigenes in sich geschlossenes lern- und entwicklungstheoretisches Konzept.

 

Stattdessen beruft sie sich auf mehrere Jahrzehnte umfassende Beobachtungen von Kindern und daraus resultierende entsprechende Handlungserfahrungen. Sie legt internationale Fachdiskussionen zum Thema zugrunde und eine Offenheit für neue theoretische und praktische Erkenntnisse.

Die Vorstellung der Reggio-Pädagogik von Lernen und Entwicklung lässt sich unter anderem folgendermaßen umreißen:

– Lernen und Kompetenzentwicklung entspringen dem menschlichen Bedürfnis nach Verstehen der Lebenswirklichkeit
– es soll eine aktive Auseinandersetzung mit der gegenständlichen und sozialen Umwelt stattfinden
– von Bedeutung ist auch das ‚entdeckende Lernen’ im Erforschen der Beziehungen zwischen Objekten, Personen, Strukturen und Prozessen
– die Förderung der drei ‚Repräsentationsebenen’: Aufnehmen, Verarbeiten und Speichern von Informationen
– Lernen ist nie fertiges, sondern nur vorläufiges Wissen. Es geht folglich nicht darum, den Kindern den Erwerb ‚richtigen Wissens‘ zu vermitteln, sondern um die Erprobung von Strategien für die Annäherung an Wahrheit (siehe auch Early-Excelency-Ansatz= EEC)
– die Förderung der personalen als auch sozialen Identität durch die Möglichkeit des partiellen Sich-Selber-Sehens, des Wiedererkennens in anderen und Sich-Spiegeln in anderen, aber auch sich mit dem eigenen Spiegelbild auseinanderzusetzen und durch das Experimentieren mit verschiedenen Rollen.

Die Bedeutung von Licht, Schatten und Farben drückt sich bereits in der Raumgestaltung aus (siehe auch Räumlichkeiten). Licht und Farben vermitteln Energie, ein erhöhtes Aktivitätsniveau, Wohlbefinden, Sinnenfreude sowie Stimulans für das Erforschen der dinglichen Welt und der in ihr wirkenden Strukturen.
Das schöpferische Tätigsein der Kinder durch Malen, Experimentieren mit Licht, Schatten und Farbe sowie verschiedenen Materialien sind Dokumente ihrer Entwicklungsprozesse um das Verstehen der Welt, sind Ausdruck und Mitteilung von Gefühlen, sind die Suche nach individueller Unverwechselbarkeit und sozialer Zugehörigkeit.

Sie sind eine der „100 Sprachen“, mit denen Kinder Wirklichkeit und Fantasie, ihre Träume und ihre Wünsche nach Erkenntnis ebenso wie nach Zuneigung artikulieren.

Die kindliche Identität nimmt in der Reggio-Pädagogik einen besonderen Stellenwert ein. Das Kind wird, wie der Erwachsene, zugleich als vollständiger und als sich entwickelnder Mensch betrachtet. Identität ist ein sich im steten Wandel befindlicher Ausdruck von Erfahrungen unterschiedlicher Prozesse (siehe auch EEC, Schemata).

 

Dementsprechend kann Identität nicht gelehrt werden, ist vielmehr Teil eines fortwährenden Entwicklungsprozesses.

In diesem erwirbt das Individuum Wissen, Können, soziale Kompetenzen, Selbstbewusstsein, Deutungsmuster, Interessen und immer neue Fragestellungen.

Es wird immer wieder neu interpretieren, hierarchisieren, vernetzen und auch einiges wieder abstoßen.

Dieser Entwicklungsprozess ist auf aktive Auseinandersetzung mit der sozialen und gegenständlichen Umwelt angewiesen. Es benötigt die Möglichkeit der Kommunikation und des Dialogs, es bedarf der Konfrontation von Selbst- und Fremdbildern.

Das Spiel ist sozusagen das Rückgrat der Kinderaktivitäten.

 

Es führt oft zu Projekten, die sich aus Spielhandlungen ergeben. So wie auch das Handeln der Kinder in Projekten oft spielerisch erfolgt.

Freispiel und zielorientierte Projektarbeit schließen sich demnach nicht aus.

Im Spiel/Projekt sammelt das Kind Erfahrungen, die es für die Beurteilung und Meisterung der Realität benötigt.(sh. auch EEC-Schemata)

Die Rolle der Erzieherin in der Arbeit am Kind und der Elternarbeit

Die/der ErzieherIn (im Weiteren Begleitperson genannt) in einer Reggio-Pädagogik orientierten Kinderkrippe versteht sich als Begleiterin und Dialogpartnerin der Kinder.

Sie tritt zu den Kindern in einen Interaktionsprozess, der von allen, den Kindern wie den BegleiterInnen gestaltet und verantwortet wird. Es ist die Aufgabe der Erwachsenen, eine Atmosphäre des sozial-emotionalen Wohlbefindens zu schaffen.
In der Reggio-Pädagogik wird davon ausgegangen, dass sich Lernfreude und die Befriedigung von Lernbedürfnissen um so eher einstellen, als sich Kinder einer stabilen Beziehung zu Erwachsenen sicher sein können, die bereit sind, ihnen zu helfen und ihnen einen Vorschuss an Vertrauen und Erfahrung geben (siehe auch EEC, Ethischer Code und Eingewöhnung).

Achtung, Wärme, Rücksichtnahme, einfühlendes Verstehen und Echtheit sind für den Umgang mit Menschen erforderlich. Die BegleiterInnen müssen das Vertrauen der Kinder, aber auch ihrer Bezugspersonen erlangen. Die Kinder sollen in der Einrichtung emotionale Stabilität, Sicherheit und Kontinuität erfahren.

Dazu gehört auch ein ganzheitliches, einfühlsam verstehendes Beobachten und Zuhören. Die Begleitperson soll neben dem gesprochenen Wort auch die Mimik und Gestik des Kindes feinfühlig wahrnehmen. Dabei kann es immer nur eine subjektive Interpretation der Beobachtenden sein.
Notizen und Fotografien sind Mittel der ersten Wahl um umfassend zu dokumentieren, was zu einem späteren Zeitpunkt im Team ausgewertet und am Elternabend, aber auch in Elterneinzelgesprächen, den Eltern zugänglich gemacht wird (siehe auch EEC, Beobachtungsverfahren).

So erhalten die Eltern kontinuierlich Einblick in die Entwicklungsvorgänge ihres Kindes und der Gruppe. Um ein möglichst objektives Bild zu erhalten, wechseln sich die BegleiterInnen in der Beobachtung einzelner Kinder ab.

Ebenso ist es die Aufgabe der Begleiter/innere, in stetem Austausch mit den Eltern zu stehen. Dieser erfolgt im Elterneinzelgespräch, wie auch spontanen „Tür-Gesprächen“.

Sie sorgt ebenfalls dafür, den Räumlichkeiten eine entwicklungsfördernde und liebevolle Gestaltung zu geben. Sie achten außerdem auf alle Hygienemaßnahmen und deren Einhaltung.

In der Reggio-Pädagogik ist der Raum ein Teil des pädagogischen Konzeptes.

 

Als ‚Raum’ werden hierbei nicht nur die der Einrichtung zur Verfügung stehenden Zimmer mit ihrer Ausstattung verstanden (siehe auch Räumlichkeiten). Vielmehr ist auch der äußere, für die Kinder erschliessbare „Raum“ von Bedeutung.
Die Strassen und Geschäfte, Spielplätze und unverplante Natur gehören zum pädagogisch wirksamen Raum. Deshalb sind uns, trotz eines großen, einladenden Außengeländes (siehe auch Räumlichkeiten, Außengelände), regelmäßige Ausflüge mit den Kindern sehr wichtig.

Die reggianische Kindereinrichtung verschließt sich nicht vor der Außenwelt. Sie lädt vielmehr durch Transparenz und Offenheit ein, sich ein Bild zu machen, was in der Einrichtung geschieht z.B. durch Veranstaltungen wie die des Tags der offenen Tür oder unserem Blog, hier auf unserer Website (siehe auch Blog).
Dabei bleibt das Bedürfnis der Kinder nach Geborgenheit und Sicherheit unangetastet.

Mit einem Gefühl des Wohlbehagens sollen Kinder und Erwachsene die Einrichtung betreten.

Die Innenräume der Einrichtung übernehmen verschiedene pädagogische ‚Rollen’. Sie sollen

– eine Atmosphäre des Wohlbefindens schaffen, die sowohl Geborgenheit vermittelt als auch aktivierend wirkt
– die Kommunikation in der Einrichtung stimulieren
– gegenständliche Ressourcen für Spiel- und Projektaktivitäten bereitstellen
– Impulse geben für Wahl und Bereicherung von Kinderaktivitäten.

Die Räume und ihre Angebote stehen allen zur Verfügung, sind wohl geordnet und ästhetisch ansprechend präsentiert und verfügen damit über einen unmittelbaren Aufforderungscharakter zum Aktivwerden.
Die Schönheit der Präsentation enthält zugleich die implizite Aufforderung, mit Materialien und ihren Arrangements sorgfältig und behutsam umzugehen.
In diesem Sinne sind der äußere wie der innere Raum als ,dritter Erzieher’ zu verstehen.

Der Erhalt der Räume wie auch des Aussengeländes sind Aufgabe ALLER in der Einrichtung, auch die der Eltern (siehe Elterneneinsatz)